Jugend braucht (T)Räume

Vor 30 Jahren war unser aktiver Treffpunkt in Wattens das Sportplatz-Areal (heutiges WSG Fußball-Areal). Dort hatten wir Kids Freiraum und konnten tun, was uns gerade Spaß machte.

Fußball und Basketball spielen, ein paar Runden laufen oder im Sommer sogar am Eislaufplatz skaten. Oft war der Sportplatz auch einfach nur ein Ort, um neue Leute zu treffen und abzuhängen. Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde vor zwei Jahren das Sportplatz-Areal an die WSG verpachtet und damit der Jugend ein wichtiger öffentlicher Raum genommen. Seitdem steht der Fußballplatz nämlich nur noch den Profispielern zur Verfügung und die Jugend, die nicht im Verein Fußball spielt, steht meist vor verschlossenen Türen.

Auch die Aussagen unserer Gemeindevertreter, dass dieses Projekt eine Bereicherung für die Region und für sehr viele Sportarten sei, wurde von Medien und Öffentlichkeit geschluckt, ohne kritisch hinterfragt zu werden – rund 6 Millionen Euro, davon 2 Millionen seitens der Gemeinde und 2 Millionen Euro vom Land für einen Verein und nicht für die Allgemeinheit? Das Drama rund um die Entwicklung des WSG Fußballplatzes haben die KollegInnen von Wattenswandeln in ihrem Blog ausführlich beschrieben.

Skateplatz, Beachvolleyball, Schwimmbad Wattens
Der in die Jahre gekommene Skatepark östlich vom Schwimmbad

Die Skateanlage in Wattens ist in die Jahre gekommen. Um genau zu sein: Sie ist ein Vierteljahrhundert alt. Wie ein zeitgemäßer Platz für Jugendliche aussieht, kann man in anderen Gemeinden sehen, beispielsweise in Rum (Nähe Baggersee), beim Tivoli in Innsbruck oder bei der Innpromenade an der Sportuniversität.

Neue Ideen und Pläne für einen „Funpark 2.0“, die den alten, desolaten Platz zu einem Ort voller Bewegung und Begegnung für unsere Kids machen, habe ich mehrfach eingereicht. Sie wurden bislang von allen Fraktionen im Gemeinderat nicht richtig wahrgenommen. Oft wurde mir nur Honig um den Mund geschmiert. Doch in Wirklichkeit scheint mir, die Taktik der Gemeinde ist, das Projekt einfach so lange hinauszuzögern, bis man keine Kraft mehr hat und von alleine aufgibt. Als Ausrede dienen aktuell die Argumente „Wir müssen sparen“ und „Es ist kein Geld da, weil die Gemeinde weniger Kommunalsteuer einnimmt“. Im gleichen Zuge fließen hunderttausende Euro an öffentlichen Geldern in prestigeträchtige Projekte, die unsere Gemeindevertreter für wichtiger empfinden: Destination Wattens, WSG, Umbau „Moar-Haus“ (das Gebäude östlich der Feucht-Filiale) usw.

Kinderspielplätze gibt es in der Gemeinde einige. Wie zahlreiche WattenerInnen aber wissen, kann sich das sehr schnell ändern, wie man am Beispiel des einst öffentlich zugänglichen Spielplatzes bei den Kristallwelten sieht. In der Robert-Frey-Straße werden auf der ehemaligen öffentlichen Spielwiese neben dem großen Spielplatz gerade zwei neue Wohnblöcke gebaut. Der größte Spielplatz von Wattens ist nur gepachtet, steht also nicht auf Gemeindegrund, und ist somit nicht gesichert für die nächsten Generationen spielender Kinder.

Bei öffentlichen Plätzen für Jugendliche sieht es sehr mager aus. Würde Wattens weiterhin nur in Dimensionen des Profifußballs denken, schadet das genau dem Nachwuchs, der an anderen Sportarten interessiert ist und der seine Freizeit abseits von Vereinen am Sportplatz verbringen möchte. Wir Tiroler mit unseren Skipisten im Winter und den Wander- bzw. Mountainbike-Routen im Sommer können von Natur aus überall sportlich unterwegs sein. Und man könnte natürlich auch – frei nach Fleetwod Mac in „Landslide“ – der Meinung sein, junge Menschen sollen ihre Selbstfindungsphase ohnehin am Besten in den Bergen verbringen. Das reicht aber nicht. Jugendliche brauchen direkt vor der Haustür in Wattens Plätze, an denen sie sich gerne aufhalten, einfach mal abhängen und sich auch anders sportlich austoben können – beim Rollsport, beim Slacklinen, beim Beachvolley, beim Klettern, beim Pumptracking, bei Calistenics.

Am Schwimmbad-Areal, das zur Gänze im Eigentum der Gemeinde Wattens steht, wäre Platz für eine echten „Abenteuerpark“, der den Wattner Jungbürgerinnen und Jungbürgern Raum gibt: für Begegnung und Bewegung. Möglicherweise in der Art einer kleinen Version der „Area47“ im vorderen Ötztal – längst ein Magnet für sportlich Abenteuerhungrige.

Wenn Wattens schon „in großen Dimensionen“ denkt, dann bitte nicht nur im Fußball. Denn was kann wichtiger sein, als die Zukunft der nächsten Generation zu sichern und ihr für ihre Entwicklung entsprechende Frei-Räume zu schaffen? Dafür setze ich mich mit meiner ganzen Kraft und Leidenschaft ein. Und mit unserem kraftvollen Team der Liste neu hab ich auch keine Bedenken, das umsetzen zu können!

Martin Vogl

8 Kommentare

  1. Hallo Alex

    Normal bin will ich auf solchen Seiten nicht kommunizieren aber es scheint es geht sonst nicht. Ich habe das Gefühl ihr schreibt nicht immer alles sachlich hier.
    Ob es um die Destination Wattens geht.
    Um den Fußballplatz – das sind wir im Gespräch mit der WSG – es gibt eine Vereinbarung.
    Das Schwimmbad steht ca 1/3 auf Volderer gebiet und gehört also nicht alles Wattens.
    Bei den Wahlkosten einfach was behaupten.
    Und sowas will Wattens verändern- den Rest erspar ich mir jetzt zu schreiben .
    Lg Dietmar

    • Lieber Dietmar,
      zumindest liest du den Blog der anderen Parteien. Dies muss man dir zu Gute halten.
      Fußball ist im Gemeinderat in Kooperation mit der WSG ein brisantes Thema, dies wissen inzwischen alle in der Gemeinde und ist auch über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt.
      Anscheinend wurden hier nicht immer bürgerfreundliche oder bürgernahe Vereinbarungen getroffen.
      Sparen mag gut und richtig sein.
      Am falschen Platz kann dies zum Kahlschlag führen…. wirtschaftlich und gesellschaftlich gesehen.

      Die Wahl wird es zeigen und die Wattner Bevölkerung wird die Richtung vorgeben in die es gehen soll.
      Weiter mit abnicken und durchwinken oder auf in eine neue Ära mit echtem Diskurs und freier, ehrlicher Meinungsäußerung.

      Schönen Sonntag

  2. Lieber Hr. Dietmar,
    ich bin mir nicht sicher, ob Sie von den Dingen Bescheid wissen, die in unserer Gemeinde passieren. Ich bin froh, dass endlich jemand an die Jugend denkt. Die Jugend ist unsere Zukunft! Endlich gibt es eine frische Liste, die über den Tellerrand hinausblickt.

    Schönen Sonntag!

  3. Sehr gut auf den Punkt gebracht! Es ist so wichtig, dass Kinder und Jugendliche einen Platz bekommen um IHREN Sport zu betreiben. Da hört man immer wie schlecht zu viel Screentime und wenig Bewegung ist, aber wenn es dann darum geht ein Gegenangebot zu schaffen, fühlt sich niemand zuständig. Schön, dass ihr euch für die Jungen einsetzt! Hoffentlich wird euer Engagement belohnt!

  4. Super Beitrag!!

    Ich glaube dass die Wahlen fuer manche dieses Jahr eine Überraschung werden!
    Um so mehr ist jeder einzelne wahlberechtigte gefragt, Verantwortung zu übernehmen und auch wählen zu gehen!!!

    Für unser Wattens

  5. Lieber Dietmar,
    wir wollen in Wattens mit unserer Liste Neu offen, transparent und ehrlich mitgestalten und schreiben nicht ohne sachliche und belegbare Recherche.
    Die Firmenbuchauszüge und Gesellschaftsverträge kann jeder Bürger kostenpflichtig abrufen. Die Liste Neu hat das getan und kann sie jedem Interessierten zeigen.
    Was die Nutzung des Trainingsareals angeht, bitte nicht nur unsere Seite lesen, sondern als Gemeinderat auch die Bürgermeldungen. Gespräche sind gut, aber Fakten belegen was anderes.
    Der kürzlich ausgehobene Grundbuchsauszug weist die Gemeinde Wattens als Eigentümer des Schwimmbades und des Skaterplatzes aus. Diese liegen zwar (zum Teil) auf Volderer Gemeindegebiet, gehören aber der Gemeinde Wattens.
    Bei den Wahlkosten wird eine Offenlegung der Kosten von allen Wahlwerbern (wir tun das) zu der von uns ausgearbeiteten groben Schätzung Klarheit bringen. Einfach was behaupten wäre uns zu wenig!
    Alle angeführten Unterlagen liegen zur Einsicht vor.

  6. Ich glaube auch, daß Jugendliche Plätze zum Abhängen brauchen, Orte, an denen sie sich treffen können.
    So wichtig Vereine für einen Ort sind – sie werden ja manchmal auch als sozialer Kitt bezeichnet – so wichtig sind auch unstrukturierte Begegungsräume. Orte, an denen man sich einfach treffen kann.
    Und so wichtig Sport & Bewegung sind – nicht nur für Jugendliche – so wichtig erscheint es mir auch, darauf hinzuweisen, daß nicht nur gewissermaßen der Jugendliche ein „guter“ Jugendlicher ist, der sich im Umkreis eines Vereins bewegt. D.h. unter der Woche 1-2 mal Training, am WE vielleicht dann ein Wettkampf etc. Viele wollen das, ohne Zweifel. Aber nicht alle.
    Und um explizit auf den Beitrag von Martin Vogl zurückzukommen – was, wenn nicht das Skateboarden steht für solche Räume. Für mehr als nur Sport, auch für einen gewissen vielleicht nicht so leicht definierbaren Freiheitsbegriff.
    Man braucht sich nur die durchaus aktive Szene am LH-Platz in IBK anzusehen.

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