Das Regionalblatt R19 hat Bürgermeister Lukas Schmied zu Herbstbeginn einige Fragen gestellt. Hier das Interview in einem Guss, aktualisiert und erweitert.
Die Hangrutschung am Vögelsberg bereitet vielen Anwohner*innen Sorgen. Gibt es hier schon eine Lösung?
Bürgermeister Lukas Schmied: Wir haben die beiden Projekte zur Hangentwässerung und zur Wasserversorgung vor einigen Wochen beim Land Tirol zur Genehmigung eingereicht. Der zuständige Sachverständige des Landes hatte einige Nachfragen und Bedenken. Diese haben wir mit Hochdruck bearbeitet. Der Verhandlungstermin wurde für 17. Oktober angesetzt. Das Ziel ist weiterhin, dass wir noch heuer die Arbeit am Hang starten.
Die Krise der Firma Swarovski hält nach wie vor an. Wie sieht die Marktgemeinde Wattens die Situation und gibt es eine Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung?
Bürgermeister Lukas Schmied: Die weltweite Wirtschaftslage ist nach wie vor angespannt. Das spürt auch Swarovski. Ich bin in regelmäßigem Kontakt mit Verantwortlichen von Swarovski. Die Lage in Wattens ist stabil. Das gibt Zuversicht, auch wenn die Einnahmen über die Kommunalsteuer deutlich zurückgegangen sind. Ich bin von der Kraft des Unternehmens und der Marke Swarovski vollauf überzeugt und bin mir sicher, dass Wattens weiterhin ein wertvoller Standort sein wird.
Der Bahnhof Fritzens-Wattens ist baulich in einem sehr schlechten Zustand. Gibt es hier etwas Neues zu vermelden?
Bürgermeister Lukas Schmied: Die ÖBB haben die Planungen für den Neubau abgeschlossen. Jetzt gilt es, den Realisierungsvertrag zwischen ÖBB und den beiden Gemeinden Fritzens bzw. Wattens abzuschließen. Der Neubau bringt uns eine moderne Mobilitätsdrehscheibe, bedeutet aber auch eine weitere finanzielle Herausforderung für uns. Geplanter Baubeginn ist Mitte 2023, die Bauzeit soll zwei Jahre betragen.
Viele weitere Bauvorhaben sind in der Planungsphase. Wann werden hier die nächsten Schritte gesetzt?
Bürgermeister Lukas Schmied: Die Sanierung des 1-m-Beckens und der Rutsche im Alpenbad beginnen Mitte September. Das Vergabeverfahren für den Neubau der Volksschule am Kirchplatz läuft planmäßig, mit Abriss und Bau soll im Herbst 2023 begonnen werden. Die Vorbereitungen für den Bewegungspark (alter Skateplatz) laufen bereits, hier streben wir eine enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde Volders an. Auch am Eislaufplatz gibt es Handlungsbedarf. Hier braucht es zuerst eine klare Willensbildung im Gemeinderat, bevor die Planung konkret werden kann. Bei Recyclingzentrum und Bauhof gibt es bisher lediglich Ideen. Die Planung für das Gehsteigprojekt im oberen Bereich des Wattentalwegs geht auf die Ziellinie, Umsetzung ab 2023.
Wird es in Zukunft mehr Transparenz in der Wattner Gemeindestube geben und werden die Gemeinderatssitzungen live übertragen?
Bürgermeister Lukas Schmied: Die Frage nach mehr Transparenz lässt sich am besten mit Taten beantworten: Im Wohnungsausschuss werden aktuell Vergaberichtlinien erarbeitet und umgesetzt. Die Gemeinderatssitzung im September wird erstmals live im Internet übertragen und kann auch nachgeschaut werden. Am 6. Oktober lade ich nach langer Pause wieder zu einer Gemeindeversammlung. In einem Wochenbericht informiere ich alle Gemeinderät*innen per Email über die wichtigsten Neuigkeiten und ein digitales Sitzungsmanagement ist in Vorbereitung. In der Mobilitätswoche wird das Verkehrskonzept öffentlich präsentiert. Diese Form der Transparenz werde ich weiter vorleben.
Das Verkehrsaufkommen in der Bahnhofstraße steigt immer mehr. Sind hier Lösungen angedacht?
Bürgermeister Lukas Schmied: Der PKW- und LKW-Verkehr ist in unserem Lebensraum eine enorme Belastung und zugleich äußerst komplex. Hier braucht es viele Maßnahmen: Ausbau von Rad- und Fußwegen, alternative Mobilitätsangebote wie RegioFlink oder ummadum, die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs mit Bahnhof-Neubau und Neugestaltung der Bushaltestelle im Zentrum, stationäre Radarüberwachung etc. All das setzen wir bereits um. Was große regionale Lösungen wie die Spange Mils oder Umfahrungen betrifft, kenne ich derzeit keine konkreten Projekte.
Es wird immer wieder gemunkelt, dass es in Zukunft eine Fußgängerzone im Zentrum von Wattens geben soll. Werden solche Bestrebungen seitens der Marktgemeinde angedacht?
Bürgermeister Lukas Schmied: Ein Ortskern braucht Lebendigkeit und Qualität. Dort soll vieles gleichzeitig stattfinden können: Er ist Treffpunkt, Arbeitsplatz, Einkaufsmöglichkeit, Wohnraum, Bildungsstätte, Aufenthaltsraum… Ein Zuviel an Autos steht dem entgegen. Für mich ist eine Fußgängerzone eine von mehreren Möglichkeiten, um das Zentrum von Wattens sinnvoll weiterzuentwickeln. Der jetzige Zustand ist für mich nicht zufriedenstellend. Kirchplatz und Bahnhofstraße hängen dabei zusammen. Eine Verbesserung im Zentrum ist nicht ohne gleichzeitige Entlastung für die Bahnhofstraße machbar.
Wird es in Zukunft sozialen Wohnbau geben und gibt es bereits Projekte für die Zukunft?
Bürgermeister Lukas Schmied: Der soziale Wohnbau gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wattens stellt schon jetzt überdurchschnittlich viele Wohnungen bereit. Mit den neuen Richtlinien werden wir eine noch bessere Vergabe erreichen. Konkrete Projekte gibt es aktuell nur im privaten Wohnbau, wo wir über die sog. Vertragsraumordnung vergünstigten Wohnraum für Wattner*innen aushandeln.
Stark steigende Energiekosten betreffen auch Wattens. Wie reagiert die Gemeinde darauf?
Bürgermeister Lukas Schmied: Die Gemeinde muss mit gutem Beispiel vorangehen. Die Straßenbeleuchtung stellen wir seit einigen Jahren auf LED um, hier sind wir sehr effizient unterwegs. Unser Trinkwasserkraftwerk und unsere Photovoltaikanlagen liefern bereits erneuerbare Energie. Für den kommenden Winter gibt es jedoch Sparpotential, v.a. bei den Sportanlagen und bei der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden und Schulen. Das Bauamt hat die Möglichkeiten analysiert. Gemeinsam mit dem Gemeinderat werde ich die nötigen Sparmaßnahmen setzen.
Was gedenkt die Gemeinde gegen den fürchterlichen Gestank der Papierfabrik zu unternehmen. Es ist teilweise am Tag und vor allem in der Nacht nicht mehr auszuhalten. Es hilft nur Mobilität. Nämlich abzubauen.
Die Gemeinde hat die Papierfabrik bereits auf die Belästigung – Gestank und Lärm – hingewiesen. Die Situation hat sich in den vergangenen Wochen bzw. Monaten leider verschlechtert. Ein Bauprojekt, das die Belästigung verbessern sollte (u.a. Schlammpresse in einem eigenen Gebäude), wurde von der Gemeinde so rasch wie möglich und ohne Verzögerung behandelt. Hier soll noch im Oktober der Baustart erfolgen. Die Papierfabrik selbst wird in den kommenden Tagen die Anrainer*innen direkt informieren.